Rayne
ist wieder zurück!! Gute zwei Jahre nach ihrem ersten Leinwandabenteuer
zieht die heiße Halb-Vampirin nun erneut gegen schurkenhafte Blutsauger
zu Felde, doch abgesehen von dieser Grundthematik, sowie der Tatsache,
dass im Regiestuhl einmal mehr Deutschlands wohl umstrittenster
Regisseur, Dr. Uwe Boll, platz genommen hat, ist beim zweiten Teil der
Vampirsaga "Bloodrayne" (fast) alles neu.
Während der erste Teil noch ein groß inszenierter, effektgeladener
Kinoreißer mit wirklich beeindruckender Cast war, ist der zweite Part
eher ein schnell produzierter und dementsprechend ungeschliffener
Direct-To-Video Titel, für den man weder auf ein enormes Budget, noch
auf wirklich weltbekannte Mimen zurückgreifen konnte.
So hat die Hauptrolle in "Bloodrayne 2: Deliverance" nicht mehr
Kristanna Loken ("Terminator 3") inne, sondern stattdessen wird Rayne
nun von der aus Norwegen stammenden Natassia Malthe, die bisher eher
durch Nebenrollen (z.B. "Dead Or Alive" oder "Elektra") auf sich
aufmerksam machen konnte, verkörpert und auch die übrigen Rollen wie
z.B. der Gesetzeshüter Pat Gerret, der Journalist Newton Pyles und der
Bösewicht Billy The Kid sind mit Leuten wie Michael Pare, Chris Coppola
und Zack Ward weniger schillernd (aber keinesfalls schlechter) besetzt
als noch im ersten Teil der "Bloodrayne"-Reihe.
Und auch inhaltlich hat sich einiges getan, denn "Bloodrayne 2:
Deliverance" spielt nicht mehr im Rumänien des 18. Jahrhunderts, sondern
vielmehr ist der Ort des Geschehens nun der Wilde Westen Amerikas, wo
der Vampir Billy The Kid die Herrschaft über das kleine Städtchen
Deliverance an sich gerissen und eine Blutsauger-Armee um sich gescharrt
hat, die er mit Hilfe der in Kürze einsatzfähigen Eisenbahn über das
gesamte Land verteilen will. Und da die verängstigten Einwohner dem
Terrorregime des untoten Revolverhelden ziemlich macht- und tatenlos
gegenüberstehen, liegt es letztlich an unserer Protagonistin Rayne, eine
schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen und Billy's grausamem
Treiben Einhalt zu gebieten.
Einhergehend mit dieser geänderten Szenerie hat Regisseur Uwe Boll dem
Streifen dann auch gleich ein ganz neues Genre übergestülpt, denn
anstelle einer wüsten Blut- und Gemetzelorgie im Fantasy-Gewand bekommen
wir nun einen düsteren Mix aus Horrorschocker und Spagetti-Western zu
sehen... eine Mischung, wie man sie sicherlich nicht allzu oft
vorgesetzt bekommt, wie sie aber doch gar nicht mal schlecht
funktioniert.
Gerade das Zusammenspiel zwischen der rohen (Hand-)Kameraführung, den
unterkühlten Bildern und dem tollen Soundtrack erzeugt eine sehr rohe
und beklemmende Stimmung, die durch die passend gewählten Kulissen und
wortkargen Charaktere noch weiter untermalt wird. Denn ganz allgemein
gesehen spielt bei "Bloodrayne 2: Deliverance" vor allem das Optische
eine wichtige Rolle, wohingegen die Dialoge eher nebensächlich sind und
sich oft nur auf knappe Oneliner und trockene Wortgefechte beschränken.
Aufgelockert wird die so erzeugte, spärlich-düstere Atmosphäre aber
immer dann, wenn der kultige Preacher auftaucht, ein von Michael Eklund
genial in Szene gesetzter Halsabschneider, der den Leuten unter dem
Deckmantel der Religion den letzten Pfennig aus den Taschen zieht und
der mit seinem zynisch-ironischen Auftreten immer für einen Lacher gut
ist!! Neben dem von Zack Ward herrlich übertrieben und ungemein
unterhaltsam dargestellten Billy The Kid ist der Preacher für mich ganz
klar eine der coolsten Figuren des gesamten Films!!
Was die bei "Bloodrayne" beinahe allgegenwärtigen Splatterszenen angeht,
so sind solcherlei Aufnahmen im Verlauf des zweiten Teils doch eher rar
gesät. Wenn sie jedoch auftreten, dann sind sie eigentlich sehr nett und
stimmig umgesetzt, so z.B. wenn Rayne einem Widersacher den Hals mit
ihren Schwertern kreuzweise aufschlitzt oder wenn die Bösewichte mit
einem altertümlichen Maschinengewehr Schweizer Käse aus ihren
Kontrahenten machen.
Den soeben genannten positiven Aspekten stehen aber leider auch ein paar
Dinge gegenüber, die ich persönlich nicht so prall fand und die den Film
in seinem Gesamtbild doch etwas nach unten ziehen.
Als erstes wäre da die Wahl der Hauptdarstellerin zu nennen, denn
während mir Kristanna Loken in der Rolle der Rayne sehr gut gefallen
hat, wirkt Natassia Malthe leider über weite Strecken sehr steif, platt
und gesichtslos. Weder die innere Zerrissenheit, die Rayne als Mensch
auf der einen und Blutsauger auf der anderen Seite plagt, kommt in "Bloodrayne
2: Deliverance" gut zur Geltung, noch schafft es Natassia Malthe, trotz
blendenden Aussehens, ihrer Figur einen gewissen Sexappeal zu entlocken.
Anstatt die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, mit ihren Reizen zu
spielen und gleichermaßen gefährlich wie unwiderstehlich zu wirken,
macht Rayne oft einfach nur einen stumpfen und hölzernen Eindruck. Ganz schlimm ist das z.B. in der Bordellszene,
wo sie wirklich kein Stück sexy rüberkommt, sondern höchstens noch als
aufgedrehtes Hühnchen durchgeht.
Schade, rein vom Äußeren her gibt Natassia Malthe eine wirkliche gute
Rayne ab und auch in den Kampf- und Actionszenen kann sie auftrumpfen,
in Punkto Ausstrahlung und Performance hingegen scheint es doch so, als
ob die Bürde einer Hauptrolle noch etwas zu stark auf ihren (schmalen)
Schultern lastet...
Vielleicht wäre es hier besser gewesen, einfach im Schnitt etwas von
Natassia's Szenen zu kürzen und dafür Zack Ward mehr Screentime zu
geben, denn der hat mir als Billy The Kid wie gesagt sehr gut gefallen
und hätte ruhig noch die eine oder andere zusätzliche Szene haben
können.
Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach etwas unglücklich
ausgefallen ist, ist die doch sehr langsame und schleppende Erzählweise
des Films. Ok, Uwe Boll hat von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht,
dass "Bloodrayne 2: Deliverance" als eine Art Hommage an die alten
Italowestern von Sergio Leone & Co gedacht ist und in diesen Filmen
gibt's ja auch oft Momente, wo eine gefühlte Ewigkeit lang scheinbar gar
nichts passiert und sich z.B. zwei Duellanten einfach nur Minuten lang
in die Augen starren, ehe einer von beiden dann doch die Spannung bricht
und nach seinem Colt greift, dennoch aber hätte ich mir für einen
Streifen aus der "Bloodrayne"-Reihe doch ein etwas flotteres Tempo
gewünscht.
Gerade die extremen Closeups von den Augen oder der Hand, die zur Knarre
greift, sind in "Bloodrayne 2": Deliverance" zwar wirklich toll
umgesetzt, leider wurden sie aber auch, genauso wie z.B. die unzähligen
Zeitlupen-Sequenzen, bis zum Umfallen durchexerziert, so dass man
irgendwann einfach die Nase voll davon hat. Die Idee an sich ist super,
die Durchführung auch, nur was die Verwendung solcherlei Stilmittel
angeht wäre weniger in diesem Falle doch mehr gewesen.
Davon will ich mir dann aber letztlich die Freude nicht verderben
lassen, denn im Großen und Ganzen ist der zweite Teil der "Bloodrayne"-Saga
schon ein unterhaltsamer und interessanter Film geworden, an dem
Western- und Horrorfans gleichermaßen ihren (kurzweiligen) Spaß haben
dürften. "Bloodrayne 2: Deliverance" ist zwar bestimmt nicht Uwe Boll's
bester Film bisher, aber weiß Gott auch nicht sein schlechtester und
rein objektiv betrachtet muss man einfach sagen, dass der Streifen doch
positiv aus der Masse der unzähligen Fantasy- und Horrorfilme
herausragt, die tagtäglich den Weg in die Videothekenregale finden oder
über den Sci-Fi-Channel flimmern. Wenn ich mir da z.B. einige "Perlen"
meiner DVD-Sammlung wie z.B. "Dracula 3000" oder "Skeleton Man"
anschaue, dann spielt "Bloodrayne 2: Deliverance" definitiv in einer
anderen Liga!!
Lobende Erwähnung sollte abschließend außerdem auch die Verpackung der
hier vorliegenden US DVD (ja ja, ich konnte's mal wieder nicht abwarten
und hab mir das Teil auch als Import bestellt) finden, denn neben einem
fantastischen Cover, einem edlem Pappschuber und jeder Menge Specials
wie einem digitalen Comic, einer ganzen Reihe erweiterter, bzw. nicht
genutzter Szenen und einem Audiokommentar gibt es als Bonus sogar noch
eine zweite DVD dazu, auf der das Computerspiel "Bloodrayne", welches
diesem Film als Vorlage diente, als Vollversion vorhanden ist!! Hier
bekommt man also wirklich noch einmal Value-For-Money geboten!! Da
bleibt dann eigentlich nur noch zu hoffen, dass die deutsche DVD, die ab
dem 30.11.2007 in den Läden steht, ähnlich toll aufgemacht sein wird.
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