Ich
muss ja gestehen, dass ich anfangs überhaupt keinen Bock hatte, mir den
allseits gepriesenen Horrorslasher "Hatchet" anzugucken. Denn weshalb
auch immer bin ich irgendwie die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es
sich bei dem Streifen um einen weiteren Vertreter dieser neuen Flut an
extremen Folterfilmchen im Stile von "Saw", "Hostel" oder "Wolf Creek"
handelt und mit dieser Art von Filmen kann ich nun wirklich nicht viel
anfangen.
Nachdem mir dann aber doch von vielen Leute nahe gelegt wurde, dass "Hatchet"
sich wirklich anzuschauen lohnt, hab ich mir irgendwann doch die DVD
gekauft. Und zu meiner positiven Überraschung waren die anfänglichen
Bedenken meinerseits so dermaßen unbegründet, dass ich mich im
Nachhinein wirklich gefragt hab, wie ich auf solcherlei dämliche
Gedanken überhaupt kommen konnte.
Denn wenn "Hatchet" mit einer Art von Film nun einmal gar nichts
gemeinsam hat, dann sind es die eingangs erwähnten Brutalo-Orgien.
OK, zugegeben, das Blut fließt auch hier literweise aus den
durchtrennten Hälsen und abgetrennten Gliedmaßen der (meist
jugendlichen) Opfer, doch während bei Filmen wie "Saw" und "Hostel"
einfach bloß stumpf versucht wird, Extreme auszuloten und immer noch
extremere und ekeligere Gewaltdarstellungen auf die Leinwand zu bringen,
geht "Hatchet" an die ganze Sache mit einem sympathischen Augenzwinkern
heran und nimmt sich selbst zu keiner Sekunde zu ernst.
Ganz in der Tradition alter Kultslasher wie "Nightmare On Elm's Street",
"Friday The 13th", "Muttertag" oder "Don't Scream... Die!!", wird hier
das Hauptaugenmerk voll und ganz auf spaßige Unterhaltung gesetzt und
somit bekommen wir im Verlauf der knappen 80 Minuten Spielzeit jede
Menge lustige Gags, entblößte Möpse und comicartige Goreeffekte zu
sehen.
So staunen die Mitglieder einer bunt zusammengewürfelten Touristengruppe
nicht schlecht, als sich ihr Gruppenführer, der sie eigentlich im Zuge
einer gruseligen Abenteuerbootstour sicher durch die nächtlichen Sümpfe
von New Orleans schippern sollte, als kompletter Volltrottel entpuppt,
der bei der erstbesten Gelegenheit seinen Kahn auf ein Riff setzt und im
kühlen Nass versenkt.
Und als wenn es nicht schon schlimm genug wär, des Nachts im kalten
Schlick und Morast festzusitzen, so machen die armen Männlein und
Weiblein auch schon bald Bekanntschaft mit Victor Crowley, einem
riesengroßen, grässlich entstellten Mutanten, der seit Jahren
zurückgezogen in den Sümpfen lebt und dem es sichtlich Spaß zu machen
scheint, seine blitzend scharfe Axt zu schwingen und die Eindringlinge
nach allen Regeln der Kunst zu zersäbeln.
Damit wär dann in Punkto Story eigentlich auch so schon alles gesagt,
denn viel mehr passiert bei "Hatchet" im Großen und Ganzen wirklich
nicht. Klar, solch einen (oder zumindest einen ähnlichen) Plot hat jeder
Horror-Fan schon x-mal gesehen und wenn man ehrlich ist, dann kommt "Hatchet"
eigentlich kaum mit einer nennenswerten innovativen Idee oder Neuerung
aus dem Quark, doch gerade hierin liegt meiner Meinung nach auch die
große Stärke des Streifens.
Anstatt auf Biegen und Brechen neue Standards setzen zu wollen und sich
dabei gehörig in die Nesseln zu setzen, besinnt sich der Regisseur und
Drehbuchautor Adam Green bei seinem zweiten Featurefilm lieber auf
Altbewährtes und schafft so einen völlig kultigen Fun-Streifen, der
seine Frische, Leichtigkeit und Unverbrauchtheit gerade daraus schöpft,
dass er entgegen des momentanen Trends einfach total oldschool ist und
einen herrlich angestaubten Charme versprüht.
Von der zeigefreudigen und nicht wirklich hellen Blondine über den
aufgedrehten Asiaten und den notgeilen Mit-Vierziger bis hin zum
nerdig-unsicheren Antihelden gibt's bei "Hatchet" ein Wiedersehen mit so
ziemlich jedem Stereotyp des 80er Horrors und auch der Bösewicht kommt
herrlich stimmig daher und erinnert mit seinem klobigen Aussehen ein
wenig an solch kultige Filmmonster wie den Toxic Avenger oder den Castle
Freak.
Des Weiteren sind auch die wunderbar übertriebenen Goreeffekte super
gemacht, die zahlreich eingestreuten Gags und dummen Sprüche treffen
voll ins Schwarze und die tollen Sumpf-Kulissen tragen ebenfalls ihren
Teil zur Stimmung und Atmosphäre von "Hatchet" bei, ebenso wie die
Gasteauftritte von Genre-Ikonen wie Robert "Freddy Krueger" Englund,
Tony "Candyman" Todd und Kane "Jason Vorhees" Hodder.
Wenn ich es mir recht überlege, dann gibt es an diesem Film gerade für
einen bekennenden B-Movie- und 80er Horror-Fan wie mich eigentlich nicht
das Geringste auszusetzen. Hier merkt man vom Vorspann bis zu den
Credits, dass "Hatchet" wahrlich von Fans für Fans gemacht wurde und wer
auch immer ein Herz für überzogene, spaßige Splattercomedy hat, der wird
bei diesem super Streifen garantiert voll und ganz auf seine Kosten
kommen!!
Ob "Hatchet" wirklich das Zeug zum unvergessenen Genre-Klassiker hat,
dass wird sich sicherlich erst in einigen Jahren zeigen, bis mich der
Zahn der Zeit eines besseren belehrt, werde ich diese Frage einfach
schon mal ganz feist mit einem lauten "Ja!" beantworten.
Von daher kann ich euch dann auch nur anraten, diesen Film alsbald in
die heimische Splattersammlung aufzunehmen, denn allerspätestens wenn
das nächste Mal ein paar Kumpels mit 'nem Sixpack Bier und zwei Tüten
Chips an eurer Tür klingeln und die Frage ansteht, welcher Streifen denn
heut Abend über die Mattscheibe flimmert, wird "Hatchet" für euch
garantiert Gold wert sein!! |